Interviewer: Gerald Merkel von regioactive.de.

FEROMON haben sich im letzten viertel Jahr vom Trio zum Quartett gemausert. Und jetzt soll’s richtig losgehen. Die Richtung bleibt: FEROMON sind irgendwo zwischen The Sea & Cake und New Model Army anzutreffen – unmodisches für Feinschmecker. regioactive.de im Trash Talk mit den beiden Ur-FEROMONs Arno Blankart (Gitarre / Gesang) und Bassist Markus Biedermann.

RA: Ihr habt beide schon vor FEROMON bei Seahog Linus gespielt. Wie lange macht ihr zusammen Musik?

Arno: Seit ungefähr 10 Jahren. FEROMON existiert seit zwei Jahren. Die jetzige Besetzung ist seit zwei Monaten zusammen. Wir haben einen zweiten Gitarristen / Keyboarder und unseren mittlerweile dritten Schlagzeuger. Momentan sind wir dabei unsere ganzen Songs neu aufzuarbeiten – denn bisher war das ja nur für eine Gitarre arrangiert. Außerdem werden wir neue Aufnahmen machen.

RA: Dass ihr einen zweiten Gitarristen habt, heißt aber nicht, dass ihr euren Stil wesentlich verändern werdet?

Markus: Nein. Wozu? Wir haben eine gute Mischung, die Richtung stimmt. Von ruhig bis rockig.

RA: Nehmt ihr das neue Material komplett selbst auf?

Markus: Sowohl als auch. Sobald ein paar Aufnahmen fertig sind, werden wir dann in Kontakt zu Labels treten. Langsam muss ja Butter bei die Fische.

RA: Und ihr habt mit Seahog Linus ja auch schon einiges hinter euch. Trotz allem noch motiviert, mit FEROMON Gas zu geben?

Markus: Mit Seahog Linus hatten wir eine gute Zeit, in der wir zumindest einiges gelernt haben.
Arno: Seahog Linus war auf alle Fälle eine gute Erfahrung. FEROMON ist eine andere Band, also versucht man auch anders heranzugehen.

RA: Macht ihr in der neuen Besetzung noch mal beim Mannheim Music Award mit?

Markus: Auf gar keinen Fall.

RA: Bei anderen „Newcomer“-Wettbewerben?

Arno: Käme drauf an. Im Rahmen eines Festivals vielleicht. Was mir daran nicht gefällt, ist dieser Wettbewerbsgedanke. Es ist eine zwiespältige Sache Musik zu bewerten.

Markus: Wir verstehen uns auch nicht als „Newcomerband“.

RA: Ist was dran, auch wenn das eine Menge Mittdreißiger, die seit 15 Jahren ihre Brötchen in Coverbands verdienen, anders sehen. Einige von euch haben einen „musikschulischen“ Hintergrund?

Markus: Ich selbst habe Musikwissenschaft im Nebenfach belegt. Steffen studiert Jazz-Gitarre in Mainz und Jochen hat hier in Mannheim an der Hochschule Schlagzeug studiert.
Arno: Ich hab‘ nix mit Musik studiert. Werde es auch nicht tun.
Markus: Ein Naturtalent.

RA: Wie entstehen bei diesem Bildungsgefälle FEROMON-Songs?

Markus: Arno, der Ungelehrte, kommt mit fertigen Songs in den Proberaum. Dann werden sie vom Rest zerhackstückelt, d. h. arrangiert, Senf wird dazugegeben etc.
Arno: Wir haben bisher ganz gut davon gelebt, dass wir so unterschiedlich sind. Songs klingen am Ende eigentlich immer anders, als ich beim Schreiben dachte. Es ist nicht immer einfach damit zurecht zu kommen. In der Regel wachsen die Sachen allerdings eher durch diesen Prozess.

RA: Wie darf man sich denn diese Unterschiede vorstellen?

Arno: Das fängt mit unseren musikalischen Vorlieben an. Mein größter Einfluss ist nach wie vor New Model Army …
Markus: Bei mir ist das eindeutig die Chicago-Ecke. Also hauptsächlich The Sea & Cake oder auch Swell.

RA: Das sind Unterschiede. Arno, dass du NMA als Haupteinfluss nennst, überrascht musikalisch bei manchen eurer Stücke nicht unbedingt. Wie sieht das mit den Texten aus?

Arno: Die sind mir in der Tat wichtig. Ich brauche handfeste Aufhänger, Dinge die mir oder Bekannten wirklich passiert sind. Eben Sachen über die ich mich aufrege.

RA: Sind das in der Regel eher gute oder schlechte Erlebnisse?

Arno: Schwierig zu sagen. Es müssen Sachen sein, die mich bewegt haben. Etwas das mich ärgert, freut, kleine Katastrophen oder sonst etwas. Es geht beides, ich bin nicht unbedingt jemand, der in erster Linie zur Gitarre greift, wenn es ihm schlecht geht. Trotzdem drehen sich die meisten Texte oft um Dinge, die anders sein sollten als der Status Quo.

Markus: Na ja, ein melancholischer Einschlag wird uns ja nachgesagt.

Arno: Das ist wohl nicht zu überhören. Die meisten Songs sind auch schon eher aus Ärger entstanden. Aber das ist keine pure Schwarzseherei. Auch wenn das manchmal auf mich so wirkt, wenn sie dann fertig sind. Letztlich schreibe ich ja aus der Hoffnung heraus, dass sich was ändert.

RA: Tradition NMA?

Arno: Ja, schon. Aber was soll ich andere Sachen denken und schreiben … Ich höre mir NMA auch nicht mehr so oft an, finde es aber nach wie vor wichtig und gut, dass es solche Bands gibt.

RA: Wie ambitioniert seid ihr denn mit eurem historischen und musikalischen Hintergrund, was FEROMON angeht?

Markus: Ja mein Gott, wir haben alle nix Gescheites gelernt. Das heißt Arno schon, aber er will in seinem Beruf auch nicht ewig arbeiten. Irgendwoher muss die Kohle kommen, also müssen wir in die Charts. Naja, Spaß beiseite: Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Art von Musik wieder kommt. Was sich momentan im Chartbereich abspielt, kann einfach nicht ewig so weitergehen.

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